Bangkok (AP) Nach der Wahl eines neuen Ministerpräsidenten hofft Thailand
auf ein Ende der politischen Krise. Der bisherige Oppositionsführer Abhisit
Vejjajiva soll das von Protesten und Skandalen gebeutelte Land wieder
stabilisieren. Das thailändische Parlament gab dem in Oxford ausgebildeten
44-Jährigen am Montag das Mandat dazu.Bild vergrößernAbhisit, der Chef der
Demokratischen Partei, erhielt 235 Stimmen und damit die nötige Mehrheit
für das Regierungsamt. Er muss noch formell von König Bhumibol Adulyadej
ernannt werden. Für Abhisits Gegner, einen Anhänger des wegen Korruption
verurteilten früheren Regierungschefs Thaksin Shinawatra, stimmten 198
Abgeordnete.Auf den neuen Ministerpräsidenten warten gewaltige Aufgaben.
Abhisit muss das zwischen Anhängern und Gegnern Thaksins gespaltene Land
versöhnen, die taumelnde Wirtschaft in den Griff bekommen und sich auf
Dauer die Unterstützung der kleineren Parteien sichern, die seine Wahl
ermöglichten. Beobachter gingen aber davon aus, dass nach den monatelangen
Protesten gegen die vorherige Regierung mit Abhisits Wahl eine Phase der
Stabilität beginnt.Einsatz für Einheit des Landes zugesichertDer neue
Regierungschef hat angekündigt, sich vor allem um die Einheit des Landes
und um die Bekämpfung der drohenden Rezession zu bemühen. Die Demokratische
Partei genießt bei Unternehmern und in der Mittelklasse großen Rückhalt.
Der Draht zur armen Landbevölkerung, wo Thaksin wiederholt deutliche
Gewinne einfuhr, fehlt dem neuen Ministerpräsidenten jedoch noch.Abhisit
habe bislang keine Erfahrung an der politischen Spitze, sagt Panithan
Wattanayagorn von der Chulalongkorn-Universität in Bangkok. «Das ist gut
und schlecht. Er hat eine weiße Weste. Er ist gebildet, eloquent und eine
Mann der Prinzipien, daher wird ihm die Bevölkerung wohl eine Chance
geben.» Der neue Regierungschef müsse dem Land jedoch bald eine
entschlossene Lösung präsentieren, erklärt Panithan. «Hier liegt seine
Schwäche. Geringe Entscheidungsfreude und eine uneindeutige politische
Haltung könnten sich schnell gegen ihn kehren. Es wird eine der
schwierigsten Regierungszeiten.»Der in England geborene Abhisit kommt aus
einer wohlhabenden Familie thailändisch-chinesischer Abstammung. In Oxford
erwarb er einen Abschluss in Philosophie, Politik und Wirtschaft, bevor er
im Alter von 27 Jahren in die Politik ging. Er schloss sich 1992 den
Demokraten an und wurde einer der jüngsten Parlamentsmitglieder in der
Geschichte Thailands. 2005 übernahm er den Parteivorsitz.Vor allem bei den
gebildeten Städtern genießt Abhisit Rückhalt, bei der Landbevölkerung im
Nordosten konnte seine Partei jedoch bei der Parlamentswahl im Dezember
2007 nicht punkten. Dort überzeugte der als bodenständig geltende Thaksin
traditionell mit persönlichen Besuchen, doch auch Vorwürfe des Stimmenkaufs
wurden immer wieder laut.Schwierige Aussöhnung«Abhisit wurde mit silbernen
Löffeln und Gabeln im Mund geboren. Er kennt nur Reichtum und Privilegien.
Wie könnte er unsere Probleme lösen?» reagierte Taxifahrer Chaiya
Paitoonsiri auf die Wahl Abhisits. Die Büroangestelle Nutta Tangtrakulchai
in Bangkok gab sich indes zuversichtlich: «Es ist gut, zur Abwechslung
einen klugen Kopf zu haben. Er ist auch Wirtschaftswissenschaftler, also
sollte er den Grips haben, das größte Problem des Landes zu lösen.»Ein
Schlaglicht auf die schwierige Aussöhnung warf bereits am Montag eine
Demonstration von mehreren hundert Anhängern des zurückgetretenen
Ministerpräsidenten und Gefolgsmanns Thaksins, Somchai Wongsawat, dessen
Partei auf Anordnung des Verfassungsgerichts aufgelöst worden war. Sie
umstellten das Parlamentsgebäude und warfen Steine in Richtung der
Parlamentarier und ihrer Fahrzeuge.Der Wahl Abhisits war der erzwungene
Rücktritt Somchais vorausgegangen. Anhänger der Opposition hatten im
November tagelang die Bangkoker Flughäfen blockiert und gegen Somchai
protestiert, den sie als Marionette Thaksin betrachteten. Somchais Partei
der Volksmacht wurde am 2. Dezember vom Obersten Gericht verboten und der
Regierungschef mit einem fünfjährigen Politikverbot belegt. Nach Somchais
Rücktrittserklärung endeten auch die Flughafenblockaden.© 2008 The
Associated Press. Alle Rechte Vorbehalten - All Rights Reserved
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